Freitag, 15. April 2016

Tipps für zukünftige Austauschschüler in Spanien

Buenaas,


Ich wollte heute einfach mal ein paar Tipps an zukünftige Austauschschüler in Spanien geben, die den Einstieg in den Austausch vielleicht ein bisschen erleichtern. Natürlich sind das alles Entschlüsse aus meinen eigenen Erfahrungen, jedes Auslandsjahr verläuft anders und jeder muss letztendlich anders handeln, von daher sind das keine Richtlinien, an die ihr euch halten müsst, sondern nur so eine kleine Orientierung :)


1. Wenn ihr noch kein Spanisch gelernt habt, bemüht euch, euch zumindest ein paar grundlegenste Sachen anzueignen. Dazu gehört z.B. das Konjugieren eines Verbes im Präsens, sowie die wichtigsten unregelmäßigen Verben. Außerdem wäre eine der Vergangenheitsformen und der Futuren nicht verkehrt, um sich irgendwie ausdrücken zu können. Den Rest kann man sich notfalls alles im Gastland aneignen, wobei da ein Buch mit einer Grammatik-Übersicht nie fehlen sollte. Ich sage damit nicht, dass es unmöglich ist, die Sprache komplett ohne Vorkenntnisse zu lernen, aber es wird euch mit 0% Wissen den Anfang eeecht schwer machen. Ich hatte ja wie ihr wisst auch nur ein halbes Jahr Spanischunterricht in einer Sprachschule eine Stunde pro Woche, was quasi nichts ist und mir die ersten Wochen echt hart gemacht hat, aber es war eine Basis, auf die ich aufbauen konnte. Man muss sich irgendwie einen Überblick über die Grammatik verschaffen, sonst wird das nichts. Stellt außerdem euer Handy und wenn es geht Laptop auf Spanisch, viel lernen tut man dadurch zwar nicht, aber wenigstens so Kleinigkeiten wie "en línea" (online) oder Wörter wie "Reloj" (Uhr), also so ein paar einzelne Wörter die ihr im Alltag gebrauchen könnt.


2. Wenn ihr über die Freiheit einer Regionenwahl verfügt, überlegt euch gut, was ihr genau wollt. Wenn euch ein klares, sauberes Spanisch ohne viel Dialekt wichtig ist, was natürlich auch leichter zu verstehen und erlernen ist, seid ihr in Gegenden wie Madrid, Salamanca und Zaragoza richtig. Das Gegenteil ist der Fall in Gegenden wie Barcelona, Galizien oder dem Baskenland. Hier wird nämlich mehr Katalanisch, Galizisch oder Baskisch als Spanisch gesprochen und das sind keine Dialekte, nein, das sind eigene Sprachen. Ich kenne viele Leute, die in Barcelona sind und dort quasi nur mit Katalanisch konfrontiert sind, sogar der Unterricht ist auf Katalan. Zwar können fast alle auch Spanisch, aber zum Spanisch lernen ist das nicht unbedingt ideal. In diesem Sinne grenzwertig ist Valencia, da es hier auch das "Valenciano" gibt, ist allerdings lange nicht so ausgeprägt wie in Barcelona z.B.. In abgeschwächter Form findet man das auch in Alicante oder Murcia. Allerdings sind fast all dieser genannten Regionen natürlich Küstenregionen und damit besonders ansprechend. Dann gibt es natürlich noch Andalucía, hier wird zwar nur Castellano (Spanisch) gesprochen, aber mit teilweise doch ziemlich krassem Dialekt. Ich erlebe das hier in Málaga noch im Rahmen, in Cádiz und Sevilla soll dies noch deutlich ausgeprägter sein. Hier muss man damit rechnen, dass man nicht unbedingt ein super klares Spanisch lernt und man den Dialekt selbst schnell annimmt. Dafür ist Andalucía natürlich landschaftlich und architektonisch traumhaft schön und man erlebt noch mit am meisten die alten, spanischen Traditionen. Und auf den kanarischen Inseln wird sowieso nochmal ein ganz anderer Dialekt gesprochen und auf den Balearen sind sowieso mehr Ausländer als Spanier unterwegs. Aber ganz Spanien ist super toll, ihr müsst nur eben wissen, was euch wichtig ist :)
--> Anmerkung bei Seite: Von meiner Organisation wurden dieses Jahr EXTREM viele Austauschschüler in Cádiz plaziert, was sich für diese eher negativ war, weil viele Austauschschüler in einer Kleinstadt zu ATS-Grüppchen führen und man weniger unter die Spanier geht. Kommt aber natürlich auch immer auf die einzelne Person an!


3. Wie eben schon erwähnt- Bemüht euch, den Kontakt zu anderen Austauschschülern nicht zu groß werden zu lassen! Gegen gelegentliches Treffen und sich austauschen spricht gar nichts, aber setzt euch wirklich effektiv das Ziel, unter die Spanier zu gehen und möglichst spanische Freunde zu finden. Das macht euch nicht nur das Spanisch lernen seeeeeeeeeehr viel einfacher und schneller, es befriedigt einen auch einfach viel mehr wenn man weiß, dass man es geschafft hat, sich in einer neuen Kultur eingefügt zu haben.Ich persönlich würde mit einem schlechten Gefühl nach Hause gehen, wenn ich keine spanischen Freunde gemacht hätte.


4. Dazu kommen wir zu dem Thema: Wie finde ich spanische Freunde?
Eure erste Anlaufstelle dazu ist natürlich die Schule. Probiert in eurer neuen Klasse möglichst schnell, auf euch aufmerksam zu machen, dass ihr neu seid, aus einem anderen Land seid und noch nicht viel versteht und fragt die Leute nach ihren Namen, nach ihrem Alter und eben die Dinge, die euch interessieren. Bemüht euch, auf sie zuzugehen und wenn die Leute nicht auf euch zukommen und euch fragen, ob ihr euch zu ihnen stellen wollt, geht einfach hin und stellt euch mal dazu, dafür bringt euch keiner um, im Gegenteil, das zeigt Interesse! Zeigt den Leuten außerdem, dass der Anfang schwer ist und ihr Unterstützung braucht. Da darf man auch ruhig mal emotional werden, das macht gar nichts. Normalerweise sind Spanier sehr hilfsbereit, offen und interessiert und wenn sie euch nicht fragen, frag sie doch einfach mal, ob sie mal am Wochenende was machen wollen! Mut und Interesse zeigen! Und dabei ist egal, wie verdreht eure Sätze aus euch herauskommen. Wenn ihr dann mal mitgenommen werdet, seid offen für alles, lass euch alles zeigen, sei freundlich zu all den Leuten, die dir vorgestellt werden und immer schön lächeln und bemüh dich, so gut es geht irgendwie an Gesprächen zu beteiligen. Erzähl den Leuten von Deutschland und was dich nach Spanien verschlagen hat und was du willst eben! Der Schlüssel zu allem ist lächeln, reden und offen sein. Dann geht das!
Andere Anlaufstellen für Freunde sind natürlich Sport-oder Musikvereine. Meldet euch unbedingt in einem Club an! Auch wenn ihr dort letztendlich keine Freunde findet, ihr seid immerhin unter anderen Menschen und verschafft euch Ausgleich zum Alltag und vermeidet Langeweile.
Ansonsten- wenn ihr gleichaltrige Gastgeschwister habt, probiert zu diesen, eine gute Beziehung zu pflegen, dass diese euch vielleicht mal zu ihren Leuten mitnehmen oder lasst euch mal die Nachbarn vorstellen, vielleicht ist da ja jemand in eurem Alter dabei.


5. Klärt am Anfang eures Aufenthaltes grundlegende Dinge mit eurer Gastfamilie. Dinge wie: Bis wann dürft ihr nachts draußen bleiben und unter welchen Bedingungen, wäscht eure Familie die Wäsche für euch oder macht ihr das selber, das selbe gilt für die Sauberkeit eures Zimmers, nennt Dinge an Essen, die ihr absolut nicht mögt und besprecht, was ihr in einer Situation macht, in der es etwas zu Essen gibt, das ihr nicht mögt, tauscht direkt Handynummern aus, frage, ob du einen Schlüssel bekommst und wenn nicht, wie ihr das handhabt, wie kommt ihr zur Schule und zurück und eben nach den individuellen Regeln in der Gastfamilie. Bemüht euch, an diese Regeln zu halten und generell sauber, ordentlich und sparsam zu sein! Wasser z.B. ist gerade in Südspanien vergleichsweise sehr teuer, weil es hier eben wenig regnet. Nehmt auf alle Familienmitglieder Rücksicht, z.B. mit Lautstärke wenn ihr Musik anhabt, telefoniert oder Freunde bei euch sind oder wenn ihr das Bad belegt. Sprecht alles, was ihr tun wollt, mit der Gastfamilie ab, so vermeidet ihr Konflikte. Informiert sie immer, wo ihr seid!


6. Werdet selbstständig. Wenn ihr nichts zutun habt und keiner Zeit hat, geht einfach mal auf eigene Faust los und guckt euch die Gegend an, geht ggf. an den Strand, macht einen Spaziergang, geht shoppen, geht einen Kaffee trinken oder was essen oder joggen oder worauf auch immer ihr Lust habt. Klar macht alles in Gesellschaft meist mehr Spaß, aber allein sein ist auch eine Sache, die man im Auslandsjahr lernt. Außerdem gibt das einem ein Gefühl von Stärke, weil man auf eigenen Beinen unterwegs ist und nicht Zuhause sitzt, Heimweh bekommt und vereinsamt, zudem kann alleine shoppen oft sehr viel effektiver und schneller erfolgen, als in Gesellschaft, hahaha ;)


7. Lasst es zu, euch zu verändern! Damit meine ich nicht, dass ihr eure Persönlichkeit grundlegend ändern sollt und euch zu Dingen überreden lasst, die ihr nicht wollt, aber verschränkt euch nicht darauf, genau die selbe Person zu bleiben, die ihr vorher wart. Spanier sind nunmal anders und wenn ihr euch nicht in einem gewissen Maße anpasst, verlieren die Leute auch schnell das Verständnis dafür. Probiert, die Denkweisen der Menschen nachzuvollziehen, lasst euch Meinungen und Sitten erklären und wenn es euer Wohlbefinden verbessert, verändert ruhig euren Kleidungsstil, das stärkt eurer Gefühl, dazu zu gehören, lasst euch dabei aber natürlich zu nichts zwingen! Wenn ihr mit einer Denkweise überhaupt nicht übereinstimmt oder ihr mit einer Sache der Spanier überhaupt nicht klar kommt, lasst es die Leute wissen und erklärt ihnen genau, warum. Du musst nicht genauso werden, wie sie, sie wollen nur sehen, dass du dich bemühst, ein Teil von ihnen auf deine ganz eigene Weise zu sein.


8. Leute, redet Spanisch! Englisch bringt euch hier a) nicht weit und b) seid ihr dazu nicht in Spanien! Deswegen auch das Thema mit den anderen Austauschschülern. Zwingt euch wirklich dazu, Spanisch zu sprechen! Das ist der einzige Weg, es schnell und gut zu lernen und ihr verliert den Leuten gegenüber sehr schnell die Sympathie, wenn ihr es nicht versucht. Zudem sind diese dann unglaublich stolz auf euch, wenn sie Verbesserungen sehen und auch für euch ist das ein riesen Glücksgefühl, wenn ihr hört, dass euer Spanisch sich verbessert hat!


9. Nehmt euch überall hin Taschentücher mit! Das Thema mit dem Toilettenpapier hab ich ja schon öfter erwähnt, aber nochmal- Auf öffentlichen Toiletten, auch in der Schule, ist in den wenigsten Fällen Klopapier vorhanden!!!


10. Redet über eure Probleme! Sei es mit der Gastfamilie oder mit den Freunden oder wem auch immer- zeigt, wie es euch geht! Probleme werden nur gelöst, wenn man darüber spricht. Außerdem zeigt das vermehrte Offenheit von euch und die Leute verstehen besser, wie schwer so ein Auslandsjahr sein kann, Spanier wissen nämlich oft gar nicht, was sowas überhaupt ist. Aber natürlich nicht nur herumheulen, zeigt auch, wenn es euch besonders gut geht, zeigt Dankbarkeit und Emotion! Zeigt einfach, wer ihr seid und was in euch steckt!


Das wars auch schon wieder, wer das hier zufällig ließt und dem noch mehr Tipps einfallen, kann das natürlich auch gerne in die Kommentare schreiben.
Hasta luego,
Kathi

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